Gefährliches Gelände - Kriminalroman by dtv

Gefährliches Gelände - Kriminalroman by dtv

Autor:dtv [dtv]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-28T16:00:00+00:00


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Der Versuch eines Überraschungscoups stellte sich als noch schwieriger heraus als erwartet. Einen Staatssekretär ohne vorherige Terminabsprache einfach zu überfallen versetzte die halbe Behörde in Panik. Nur dank der Autorität ihres Dienstausweises gelang es Joe überhaupt, die weibliche Bulldogge in der Lobby des Innenministeriums am Odeonsplatz dazu zu bewegen, zum Telefon zu greifen und die Vorzimmerdame zu informieren, dass die Kripo den Herrn Staatssekretär zu sprechen wünsche. Es dauerte gut 20 Minuten und mehrere Telefonate von oben, die das gesamte Sicherheitspersonal veranlassten, Joe misstrauische Blicke zuzuwerfen, bis die werte Kollegin endlich Ausweis- und Gepäckkontrolle passieren durfte. Die Assistentin des Herrn Staatssekretärs war nett. Nach all dem Kontrollhokuspokus eine angenehme Überraschung. Sie entschuldigte sich sogar für das lange Warten. »Termine«, sagte Joe verständnisvoll, während sie im Lift in den vierten Stock fuhren.

Im Vorzimmer des Herrn Staatssekretärs hatte sie erneut Gelegenheit, eine Büroausstattung zu studieren. Sie konzentrierte sich auf die Gummibäume auf dem Fensterbord. Gut genährt und abgestaubt, sehr viel besser gepflegt als die Exemplare in der Polizeiinspektion in Schliersee. Sekretärin war ebenfalls ein Berufsvorschlag von Joes Mutter gewesen, den sie erfolgreich abgeschmettert hatte. Schon weil sie Zimmerpflanzen für überbewertet hielt und sich nur anstandshalber darum kümmerte, weil die Männer immer das Gießen vergaßen.

Der Herr Staatssekretär ließ noch mal eine Viertelstunde auf sich warten, so lange, dass sein Vorzimmerpersonal sich schon nervöse Blicke zuwarf und Joe entschuldigend anlächelte. Sie nickte geduldig und verständnisvoll. »Termine.«

Aber dann kam er doch. Im zerknitterten Doppelreiher, nach Kaffee duftend, mit einem Klecks Sahne im Mundwinkel, ging er wortlos an allen vorbei und verschwand in seinem Zimmer. Die nette Sekretärin rannte hinter ihm her, »Frau Lautenschlager …« hörte Joe noch, dann fiel die Tür zu. Immerhin, nach fünf Minuten war der Herr Staatssekretär zu sprechen.

»Geil«, sagte er, was rein optisch glatt gelogen war, aber so hieß er nun mal. Er schüttelte Joe die Hand und wies ihr einen Platz an einem Konferenztisch zu hinter einer Batterie Fruchtsäfte und Mineralwasser. Er machte sich nicht die Mühe, zu lächeln, vielleicht weil er Höflichkeit als Schwäche empfand. Er kam gleich auf den Punkt. »In der Sache Brigitte Hochstetten kann ich Ihnen keinerlei Auskunft geben, Frau Lautenschlager. Ich verstehe nicht, wieso Ihr Vorgesetzter, Herr Huber, die Angelegenheit Ihnen gegenüber überhaupt erwähnt hat. Es war absolute Diskretion vereinbart.«

»Frau Hochstetten ist in einen Mord verwickelt.«

»Reden Sie keinen Unsinn.« Der Herr Staatsekretär war aber doch so überrascht von dieser Aussage, dass er seine Krawatte, gelbe Gockel auf dunkelblauem Grund, ein wenig lockerte.

Joe erläuterte die insulinbedingte Ursache von Marc Obeys Tod. »Hat Frau Hochstetten Ihnen gesagt, warum sie nicht mit Marc Obey in Verbindung gebracht werden möchte?«

»Frau Hochstetten hat mir gar nichts gesagt. Sie hat mit dem Herrn Innenminister persönlich gesprochen. Ich agiere in dieser Sache nur als sein Stellvertreter.« Er stand auf und öffnete das Fenster. Mit dem Lärm von der Ludwigstraße wehte auch ein dringend erforderliches Lüftchen ins Zimmer. Er setzte sich wieder. »Ich denke, die Bitte des Innenministers ist klar und eindeutig. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«

Joe ließ sich nicht beirren. Sie war relativ schnell aufgestiegen.



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